Auf der Suche nach neuen Inhalten für meine VR-Brillen habe ich das auf Steam sehr gut bewertete A Chair in a Room wieder entdeckt, welches ich schon gar nicht mehr auf dem Radar hatte. Den Thriller für die HTC Vive habe ich nun durchgespielt und konnte mir eine Meinung bilden. Ob und warum das Spiel sein Geld (nicht?) Wert ist, erfahrt ihr spoilerfrei in diesem Artikel.
A Chair in a Room ist ein Titel von dem man schon relativ früh nach dem bekannt werden der Vive gehört und erste Bilder gesehen hat, doch zu mindestens von meinem Radar war das Spiel wieder vollständig verschwunden. Doch dann entdeckte ich es kürzlich, bei meiner regelmäßigen Durchforstung der VR-Spiele auf Steam, wieder. Dem Ein oder Anderen ist vielleicht der gleichnamige Vorgänger für Cardbard und das Oculus Rift Development Kit schon bekannt. Für die HTC Vive hat der Entwickler Ryan Bousfield, Gründer des Wolf & Wood Studios, nun einen neuen Horror Titel mit einer vollkommen eigenständigen Geschichte entworfen. Der Artikel enthält natürlich nicht mehr Spoiler, als der offizielle Trailer auch schon enthält:
Ich bin ein großer Fan von Horror Spielen und Filmen. Ich mag düstere Stimmungen, eine nervenaufreibende Atmosphäre, erwachsene Geschichten und ein entsprechendes Gameplay. Doch was ich nicht mag, sind billige Jump Scares. In vielen Horrorspielen hat man heutzutage nur noch nach Angst vor dem nächsten Jump Scare, bei dem einen ein „gruselige“ Grimasse ins Gesicht springt. Dabei schaffen es viele Spiele weder eine gute Stimmung aufzubauen, noch eine interessante Geschichte zu erzählen. Alles, worum es zu gehen scheint, ist dem Let’s Player eine möglichst ausgefallene Reaktion herauszulocken um möglichst viele Klicks (und dadurch Verkäufe) zu erhalten. Das ein gutes Horror-Spiel nicht zwingend Jump Scares benötigt, sieht man an den alten Silent Hill oder Resident Evil teilen.
A Chair in a Room ist keines dieser kurzfristigen Jump-Scare-Schocker, sondern schafft es, eine gute Horror Atmosphäre aufzubauen. Die vorhandenen Erschreckmomente sind meiner Meinung nach gut eingebaut und wirken meist nicht künstlich. Gerade mal einen Einzigen empfand ich als vorhersehbar und aufgezwungen. – Trotzdem ist mir in diesem Moment das Herz in die Hose gerutscht und ich habe versehentlich ein wichtiges Item fallen gelassen, was die Situation nicht besser machte…
A Chair in a Room schafft es über die rund 3 Stunden Spielzeit eine interessante und mysteriöse Geschichte zu erzählen, welche zunächst zwar nur weitere Fragen stellt, sie im Laufe der Geschichte aber alle beantwortet. Die Atmosphäre ist sehr gut und zwischen zwei packenden, stressigen Situationen liegen zeitweise auch ruhigere Passagen in denen beim `Lösen von Rätseln ein wenig entspannen kann. – So wie es sich gehört, verschwindet die Anspannung aber nie ganz.
Es ist allerdings natürlich ein Indie-Spiel, welches in erster Linie von einem einzigen Entwickler programmiert wird. Das Spiel ist nicht ganz Bug frei, ich selbst musste einmal eines der 6 Kapitel neu starten, da ich ansonsten nicht weiter kam. Der Entwickler arbeitet jedoch stetig daran alle gemeldeten Probleme zu beheben und hat bereits viele der in den Steam-Reviews als negativ genannten Punkten behoben. Das Spiel ist in Schrift und Ton ausschließlich auf Englisch erhältlich. Die meisten Inhalte sind aber nicht sonderlich kompliziert, sodass Schulenglisch ausreichen sollte, um allem folgen zu können. Da es ein Indie-Spiel ist, sollte man keine filmreife Inszenierung wie in der Resident Evil 7 Demo erwarten. Doch anders als die Resident Evil 7 Demo für Playstation VR ist A Chair in a Room dafür vollständig für die HTC Vive entworfen und sorgt so nicht nur für sehr gute Immersion, sondern vermeidet auch VR-Anfänger-Fehler und bietet auf VR optimierte Interaktionskonzepte.
Sofern man eine Fläche von mindestens 2.5m x 2.5m hat, wird keine Locomotion benötigt, ansonsten steht Teleport-Locomotion zur Verfügung. Alle Orte im Spiel sind für die 2.5m² optimiert, wirken dabei aber (außer sie sollen es) nicht sonderlich beengend. Ryan Bousfield nutzt einige interessante Interaktionskonzepte, wie zum Beispiel für den Wechsel von Raum zu Raum innerhalb eines Gebäudes, das 1:1 bedienbare Zahlenschloss oder das bedienbare Zahnrad-Feuerzeug als Lichtquelle.
Besonders den Raum-Wechsel möchte ich nochmal hervorheben: Geht man durch eine Tür, steht man schließend mit dem Gesicht zu der Tür, durch die man gerade gekommen ist. Es sieht also so aus, als hätte man sie gerade geschlossen. Dreht man sich nun um, hat man wieder 2.5m zu frei zur Verfügung. Dieses Konzept wird in den Reviews hochgelobt und auch mir gefällt es sehr gut!
Fazit:
A Chair in a Room ist das erste Spiel (welches ich gespielt habe) für die HTC Vive, das dem entspricht, wie ich mir die ersten Spiele für die Vive vorgestellt habe. Es bietet mir eine interessante und packende Geschichte und ist nicht nur eine Aneinanderreihung von Erfahrungen oder Rätseln. Zwar sind rund 23€ für knapp 3 Stunden relativ viel Geld, jedoch verglichen mit anderen Vive Spielen im gleichen preislichen Rahmen, ist A Chair in a Room eines der besten Spiele, die ich auf der Vive bisher gespielt habe, da die Spieltiefe eben über kurzweilige Physikspielerien oder dem belanglosen Abschlachten von Zombies hinausgeht. Ich empfehle dieses Spiel jedem Vive Besitzer der das Thriller oder Horror-Genre mag.
Ich will mehr Thriller und mehr Spiele mit packender Story! Wenn ihr entsprechende Empfehlungen für HTC Vive oder Oculus Rift, schreibt sie bitte in de Kommentare!
Danke für das Review, wie du schon geschrieben hast sind 23 euro für ein 3 stündiges Spiel etwas zu viel aber ich denke ich hol es mir trotzdem mal. Gruß
Geiler Beitrag bisher hab ich mich noch fast überhaubt nich mit VR Brillen auseinander gesetzt aber Mittlerweile denke ich sollte ich das mal in Erwägung ziehen :D
Für ca. 3 Std. Spielspaß ist es wirklich unverschämt.