Vor was habt ihr Angst? Engen Räumen, großen Plätzen, Insekten oder klassische Höhenangst? Dann habt ihr sicherlich auch schon mal den Rat erhalten, dass Konfrontation die beste Lösung ist um seine Ängste zu besiegen. Doch nicht immer ist dies so einfach, wie es sich die außenstehende Person vorstellt oder es sich anhört. Das Team von Virtual Way geht einen anderen Ansatz und möchte die Angst vor der Konfrontation mit Virtual Reality bekämpfen. Das deutsche Team hat nun eine Indiegogo Kampagne gestartet und möchte über diesen Weg seine Forschung im Bereich der Angst und ihrer Bekämpfung mittels Virtual Reality finanzieren. Dabei möchte Virtual Way nicht nur forschen und theoretische Ergebnisse liefern, sondern basierend auf ihren Erkenntnissen ein professionelles Tool für den selbst therapierenden Einsatz gegen Ängste entwickeln. Einen ersten Prototypen, der für die Konfrontation mit großen Höhen konzipiert wurde, trägt den passenden Namen „Lift“ und kann bereits seit geraumer Zeit aus dem Oculus Share Portal heruntergeladen werden.

„Lift“ hebt den Anwender vom Boden in die Lüfte. Sobald man beginnt sich unwohl zu fühlen, kann man die Fahrt über E (Tastatur) oder A (Gamepad) abbrechen. Sofern man nicht das Ende der Fahrt erreicht, wird der Versuch bis zu drei Mal wiederholt. Nach dem Experiment werden die erreichten Höhen anonym in eine Datenbank eingetragen, so dass jeder Anwender zur Forschung beiträgt. Der Prototyp ist jedoch erst mal nur ein kleiner Ausblick. Das fertige Produkt soll mehr Umfang wie zum Beispiel unterschiedliche Szenarien bieten, die den Anwender Schritt für Schritt an die Realität heran bringen.

Ich würde behaupten, ich habe keine irrationale Höhenangst, erst wenn es auch wirklich gefährlich wird wie in diesem Video:

So etwas würde ich im echten Leben niemals machen. Die Höhe ist noch nicht so hoch, dass sie zu abstrakt wird wie im Flugzeug oder bei einem Fallschirmsprung. Der Steg ist schmal und ungesichert. Ein solches Erlebnis wäre in VR sicher mal sehr interessant. Als Installation hat es einen solchen Schwebebalken mit Positional Tracking und einem (kleinen) Balken auch schon öfters gegeben, jedoch würde ich das gerne auch mal zu Hause testen. Bisher haben mir Höhen in VR noch nicht viel ausgemacht, aber vielleicht würde mich so eine Software mal an den Rand meiner Nerven bringen?

Wie genau die Schritte einer virtuellen Therapie aussehen, steht noch nicht fest. Denn Cybertherapie ist ein neues Feld, welches durch die neue Generation von immersiven Virtual Reality-Brillen profitiert. Es gibt noch keine Erfahrungswerte, auf die man zurück greifen kann. Häufig sind Therapien gegen Ängste wie Höhenangst teuer oder mit Wartezeit verbunden. Das Therapieprodukt von Virtual Way, soll dies ändern: Jeder soll sich die Software kaufen können und völlig ohne Wartezeit, eine individuelle Behandlung, welche dem eigenen Tempo entspricht, bekommen. Besucht man parallel dazu einen Therapeuten, kann dieser die Statistiken der Anwendung auswerten und so die Stunden optimieren. Die Idee finde ich sehr gut, eine virtuelle Therapie kann für viele Menschen ein Anfang sein ihren Ängsten in der realen Welt entgegen zu treten.

Die bisherigen Ergebnisse sind in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Technik in Stuttgart entstanden, welche neben der Virtual Reality-Hardware auch Produkte zum Messen von Biofeedback bereitstellt. Um das Produkt auf einen Konsumenten-Level zu heben, werden jedoch deutlich mehr Informationen benötigt, welche nur mit eigener Hardware und ausgiebigen Studien erreicht werden können. Wie Therapien im echten Leben ablaufen ist bekannt, ob sie auf die gleiche Art und Weise in Virtual Reality funktionieren jedoch nicht. Es muss also ein völlig neuer Weg zur Therapie in VR erforscht und gebaut werden. Damit die Anwendung erfolgreich für den therapeutischen Einsatz genutzt werden kann, muss also viel Zeit und Geld in die Forschung gesteckt werden. Auf diese Weise erklärt das Team sein, meiner Einschätzung nach, sehr hohes Ziel von 147.700€. Zum Vergleich: Darkfield VR hat letzten Monat das Ziel seiner Kickstarter-Kampagne von 10.000 australischen Dollar im Endeffekt um 3000AUD übertroffen, jedoch sah es leider lange nicht danach aus, dass sie es schaffen würden. Im Gegensatz zu Kickstarter, bietet Indiegogo sogenannte „Flexible Ziele“, bei welchen das Geld der Kampagne auch an den Gründer geht, wenn das Ziel nicht erreicht wird. So bietet sich für die junge Firma hier eine Möglichkeit: Über die Indiegogo Kampagne können sie unter Umständen den Anfang ihrer Forschung, durch interessierte Anwender finanzieren, auch wenn sie das Ziel nicht erreichen. Mit diesem Kapital gibt es dann die Möglichkeit ein Produkt zu entwickeln, welches Investoren vorgestellt werden kann und welche unter Umständen die Firma dann finanziell unterstützen.

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Wenn man die erste Version des Produkts von Virtual Way direkt zur Veröffentlichung erhalten möchte,  muss man ganze 75€ investieren. Vergesst jedoch nicht: Beim Crowdfounding geht es immer darum eine Idee zu unterstützen und zu helfen sie zu realisieren und nicht darum ein Produkt zu kaufen! Jede kleine Spende für das Projekt hilft weiter, auch wenn ihr zunächst außer einer Danksagung und dem guten Gefühl, einem Produkt zur Realisierung geholfen zu haben, keine direkte Gegenleistung bekommt. Jedoch zeigen vergangene Kampagnen, dass die Unterstützer, gerade im Softwarebereich, gerne etwas für ihr Geld zurück haben wollen. Alpha-, Beta-Zugänge oder das finale Produkt. Diese Zielgruppe wird durch den hohen Preis vermutlich abgeschreckt.

Ich mag die Idee und ich denke, dass eine solche Software für betroffene sehr hilfreich sein kann. Derzeit gibt es mehrere Teams, die sich mit Angsttherapie beschäftigen (Siehe „Phobos“ im OculusShare) und in Zukunft werden wir sicherlich immer häufiger von solchen Anwendungen hören. Mit ihrem frühen Start und Enthusiasmus wird das Team von Virtual Way ja vielleicht einer der Vorreiter auf diesem Gebiet und  ihr könnt dabei gewesen sein.

Die Indiegogo Kampagne findet ihr hier!

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Geschrieben von Daniel Korgel

Ich bin Daniel Korgel und bin ein selbständiger Software Entwickler im Bereich Virtual Reality. Ich programmiere in meiner Freizeit schon sehr lange und bin gut unterwegs mit C# (& .Net), Java, HTML, PHP und MYSQL. Kenntnisse in C, C++ und Assembler sind aber auch vorhanden. Zudem arbeite ich derzeit auch an meinem Bachelor. In meiner Freizeit sammle ich alte Spielekonsolen und bin auch hin und wieder im Skatepark anzutreffen. Twitter: @DakorVR , @Bloculus_de| Xing: xing.com/profiles/Daniel_Korgel

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